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Politik

Der Gestank steigt, Die Toleranz sinkt
Von Aryanna Petersen

 „Kelsterbach soll strahlen nicht stinken.“ Das kleine Dorf ist mit diesen Worten fast überall bedeckt. Die Stimmung ist genervt und gleicht ein bisschen der Atmosphäre im Wartezimmer im Einwohnermeldeamt. Viele Einwohner haben es satt mit dem üblen Geruch. Mit  einer Petition, die mit über 600 Namen unterschriebenen wurde, rufen sie ihren Bürgermeister zur Handlung auf. Welche Bedeutung dieser Aufruhr hat, klärt sich spätestens zu dem Zeitpunkt, dass man die Umgebung anschaut.

Kelsterbach liegt direkt am Main, hat schöne Fahrradwege und beherbergt grüne Wiesen. Diese schöne Landschaft befindet sich hingegen zwischen den internationale Flughafen, Industrie Park Höchst und eine Kläranlage. Kelsterbacher Tobias Mahrzan, der die Petition geschrieben hat, beschreibt: „Es ist einfach fürchterlich. Man möchte zum Beispiel am Main spazieren gehen, kann aber kaum atmen, da es so fürchterlich stinkt.“ Manchmal sei solcher Gestank vorübergehend, gibt Mahrzan zu. Öfters bleibe der Gestank leider sehr lange. Es gebe Tagen, in den Mahrzan nur selten draußen ginge.

Für diesen Grund treffen sich die Gremien der Gesundheit und des Umweltschutzes am kommenden Mittwoch. Die Mitglieder haben Mahrzans Petition im August bekommen und sind gleich danach zusammengekommen. Nach ihrem Treffen wurden  Ermittler von den Gremien angestellt und dann in der Stadt geschickt. Um diese schwierige Lage besser zu begreifen, wurden auch Wissenschaftler aus der Universität Frankfurt angestellt. Nicht weniger als vier Wissenschaftler sollen die Ermittler demnächst bei der Ermittlung der ganzen Stadt unterstützen.

Die Gremien beschäftigen sich schon drei Monate mit diesem Problem und es ist immer noch keine Lösung in Sicht. Ein Mitglied des Gremiums der Gesundheit, Helmut Meier, investiert viel Zeit in diesem Problem. Meier und alle andere Mitglieder der Gremien  hätten sich eine schnellere Lösung gewünscht. Bereits mehrmals hatten wütende Einwohner aus Kelsterbach in der Öffentlichkeit versucht, manche Gremiumsmitglieder als faul und ignorant zu bezeichnen. „Am Anfang hatten wir fast keine vertrauliche Information“, stellte Meier die Welle klar. Ohne solche Fakten sei es unmöglich einen Plan zu skizzieren. Im kommenden Treffen werden sie einen Plan anlegen, sicherte Meier.

Mahrzan erklärte, er finde es schön, dass die Gremien seiner Petition Aufmerksamkeit geben, aber das werde nicht ausreichen. „Es muss nicht nur diskutiert werden“ sagte er. „Es muss etwas getan werden.“ Mahrzan hoffe, dass die Petition sich in den Händen des Bürgermeisters bald findet. „Er hat die Entscheidungsbefugnis. Kein Gremium kann ohne seine Erlaubnis irgendwas in Kraft bringen.“

Nicht jeder Einwohner ist der Meinung, dass irgendwas dringend getan werden muss. Melina und Josef Tief wohnen seit 2001 hier. „Es gibt viel zu viel Aufregung,“ meint Melina. „Klar ist es unangenehm, aber was ist denn zu tun. Man kann nicht erwarten, dass die Kläranlage geschlossen wird.“ Beide junge Eltern gaben zu, dass sich über saubere Luft freuen würden. Aber je länger es dauert eine Entscheidung zu treffen, desto stinkender wird Kelsterbach derweil werden.